Immer wieder wird in der Kunstgeschichte das Ende der Malerei ausgerufen. Auch heute findet sie sich manchmal Fragezeichen gegenübergestellt. Ich als Malender nippe bei dieser Frage gelassen am Kaffee, schlage die Beine übereinander und lehne mich leicht zurück. Die Malerei ist in der Kunst, was heute „Stein auf Stein“ in der Architektur… längst gibt es moderneres, effektiveres, effektvolleres und schnelleres Bauen, aber es ist und bleibt eine Art des Bauens.
Hat die Malerei noch Berechtigung?
Sie ist alt. Es gibt Videokunst, digitale Kunst, Fotografie, Events, Performance und viele andere neue und alte Formen des Ausdrucks. Hat die Malerei da noch Sinn und Bedeutung? (Da ich male, ahnen Sie wohl meine Antwort). Ja, sie hat Berechtigung. Wer „Hört auf zu malen“ schreibt, wird am Ende wieder malen.
Doch warum glaube ich noch an das Weiterleben des Malens? Es hat was mit „Der kleine Prinz“ zu tun. Die Zeit, in der Du Dich mit der Rose beschäftigt hast, macht sie so wertvoll. Ich sehe die Malerei als das Slow-Food des Kunstschaffens. Es ist am Ende die Wertigkeit, die ein Gemälde durch die Zeit erhält. Die althergebrachte mehrstufig durchgeführte Malerei erzwingt Zeit vom Kreativen. Die über Wochen trocknenden Ölfarben erfordern Geduld. Die anhaltende Aufmerksamkeit der Malenden schafft Wertigkeit.
Wertigkeit, die geschaffen wird durch das Schaffen. Es hat dadurch nicht mehr Berechtigung als andere und modernere Ausdrucksformen. Aber auch nicht weniger.
Es sind noch nicht alle Linien gemalt, noch nicht alle Ideen skizziert und noch nicht jede Komposition in Farbe gesetzt worden.