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Bildgeneratoren in der Kunst: Chancen und Herausforderungen für Künstlerinnen und Künstler

Ich bin seit Monaten von einem neuen Werkzeug fasziniert: Künstliche Intelligenz. Für Texte, Planungen und Bilder bieten mir diese Programme überraschend gute Ansätze für die tägliche Arbeit. Dieser Beitrag befasst sich mit „KI – Bildgeneratoren in der Kunst: Chancen und Herausforderungen für Künstler“.

Was anfangs lediglich ein vorsichtiges Ausprobieren und skeptisches Testen war, ist für mich mittlerweile schon ein simples Nutzen des noch jungen Werkzeuges geworden. Dabei zieht dieses Werkzeug  zugegeben mehr an Fragen, aber auch ein Mehr an Möglichkeiten nach sich als anderes typisches Künstlermaterial.

Dabei hab ich schon immer alles Mögliche an Technik genutzt für meine Kunst. Analoges wie Schablonen, Kohlepapier, Folien und Overhead. Digitales wie Kamera, Grafikprogramme, Tablets und Beamer.

Technische Errungenschaften wie Laterna Magica oder Camera Obscura sind wie der Druck, Fotografie oder Bildbearbeitung Beispiele dafür, wie neue wissenschaftliche Kenntnisse und Erfindungen schon immer schnell auch in der Kunst gewinnbringend eingesetzt wurden (> ein paar Beispiele). Im Prinzip kann man sich beim Nennen von Werkzeugen und Technik fragen, wo fang ich an, wo höre ich auf? Denn meist werden Pinsel, elektrisches Licht oder Fotografien im Bereich der Malerei nicht genannt, aber natürlich durchaus verwendet. Oft heißt es lediglich „Öl auf Leinwand“ oder „Gouache auf Papier“ und doch gibt es so viel mehr „Mittel“, die Bildende Künstler wie selbstverständlich für ihre Malerei und ihre Kunst nutzen. Ein recht neues unter allen Mitteln sind KI – Bildgeneratoren und in der Kunst entstehen so Chancen und Herausforderungen für Künstler und Künstlerinnen, wenn sie ihren Instrumentenkasten erweitern.

KI und Kunst. Kann das gut gehen?

Die künstliche Intelligenz scheint mir dabei ein besonders mächtiges Werkzeug zu sein. Eines, das zudem etliche neue Fragen nach sich zieht. Mit folgenden Themen und Fragen möchte ich mich ihm nähern:

1. Was ist ein Bildgenerator? Wie funktioniert das und welche Programme gibt es da so?
2. Wie bediene ich die Programme und wie beeinflussen meine Angaben (Prompt) das Ergebnis?
3. Warum versteht Du mich nicht? Beispiele von Bilderstellung „anders als gedacht“
4. Was hab ich davon? Beispiele für neue Vorlagen für die Malerei von Thomas Brill auf www.brill-art.de
5. Wem gehört das? Urheberrecht und andere ethischen Fragen.
6. Das neue Ende der Malerei nach dem Ende der Malerei? Überlegungen zum Unterschied.
 
1. Was ist ein Bildgenerator? Wie funktioniert das und welche Programme gibt es da so?

Künstliche Intelligenz, die Text und Bilder generieren, sind Programme, die auf eine große Fülle an Daten zurückgreifen. Sie wurden mit diesen Daten „trainiert“. Wenn ich dann das Programm auffordere, für mich etwas zusammenzustellen (diese Aufforderung nennt man Prompt), greift es auf diese Daten und Vorlagen zurück und versucht möglichst Passendes anzubieten. Zunehmend recherchieren die Programme auch gleich im Internet und versuchen ihre Zusammenstellung auch gleich zu verifizieren (perplexity).

Ein Bildgenerator ist ein Computerprogramm, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Bilder erstellt. Sie geben dem Programm eine Beschreibung in Textform, und es erstellt ein Bild, das Ihrer Beschreibung entspricht. Solche Programme sind ideal, um kreative Ideen zu visualisieren, ohne dass Sie zeichnen oder ein Grafikprogramm beherrschen müssen. Wie funktioniert ein Bildgenerator? Bildgeneratoren nutzen neuronale Netzwerke, die auf Millionen von Bildern trainiert wurden. Sie lernen dabei, wie verschiedene Elemente in einem Bild aussehen und wie sie kombiniert werden können.

Und welche Programme gibt es da so? Diese Antwort hier wird morgen schon veraltet sein. Zurzeit verändert sich täglich das Angebot und wächst und wächst. Daher ist bestimmt klug, erstmal keine langfristigen teuren App-Abos abzuschließen, sondern lieber kurze und viel ausprobieren.

Ich benutze gerne und ausgiebig Flux 1, die KI eines deutschen Start-UPs. Dort lässt sich kostenlos auch einfach mal etwas ausprobieren. Als erstes muss man sich lediglich über einen Google-Account oder per Mail registrieren.

Wer schon eine KI wie Chat GPT benutzt, kann zum Start auch diese Bilder generieren lassen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden immer mehr. Sogar das gute alte Mal-Programm Paint, das als Standardprogramm mit Windows installiert ist, bietet nach Anmeldung im Microsoft-Konto einen Bildgenerator – mit einem Office 365-Abo sogar kostenlos.

Hier in der Tabelle einfach nur ein paar Beispiele, die ich ausprobierte, einen echten Vergleich bieten diese Berichte von PC Welt > Link oder https://www.gradually.ai/ki-bildgeneratoren/.

Name & LinkKurzinfo
Flux 1Separater Bildgenerator als Bilder Spezialist, den ich zurzeit am meisten nutze.
Zahlreiche Funktionen
Anmeldung per Google-Account oder nach Registrierung;
kostenloses Ausprobieren und verschiedene Abos ab 10$ im Monat
Übersichtliche Programm-Oberfläche; Vorteil: schnell, vielfältig
ein ABO hat u.a. den Vorteil, dass Bilder und Prompts für 100 Tage bleiben.
Dall-E 3Dall-E 3 ist integriert in Chat-GPT – die verlinkte Seite führt zu GPT weiter
Registrierung bei Chat GPT notwendig
im kostenlosen Chat ohne Abo ist die Anzahl an Bildern stark begrenzt
Abo 20 Euro integriert in die anderen Angebote von Chat GPT
MidjourneyAnmeldung über google- oder discord – Account möglich
In vielen Tests positiv besprochen für komplexe Aufgaben
mir ist es nicht gelungen, was kostenlos auszuprobieren
Abos ab 8 € im Monat bei Jahresabo > 200 Bilder
Stable DiffusionAnmeldung über Google-Account möglich
kostenloses Ausprobieren möglich (Bilder sind mit dann mit Wasserzeichen versehen und bleiben 7 Tage)
Abos ab 7 € pro Monat bei Jahresabo > ca 2000 Bilder
In vielen Tests mit vorne unter den besten Bildgeneratoren.
Praktisch: es gibt auch ein Textfeld für „negative Prompts“: hier gibt am an, was man nicht will.
IdeogrammAnmeldung über Google-Account möglich
Separater Bildgenerator mit unterschiedlichen Funktionen
z. B. macht die KI auch Bildbearbeitung
ich bekam teilweise tolle Ergebnisse… vielfältiges Angebot
Imagen 3Der Bildgenerator, den Google benutzt und von Gemini aufgerufen wird.
Auch die in Opera integrierte KI Aria greift auf Imagen 3 zurück
im kostenlosen Bereich ist die Anzahl der Bilder begrenzt
Gemini Advanced kostet etwa 20 Euro im Monat
CanvaAnmeldung über google-Account möglich – kostenloses Ausprobieren
Abos ab 90 Euro im Jahr – gute Übersicht, intuitiv nutzbar und viele Bearbeitungsmöglichkeiten.
PaintDas Standard-Malprogramm hat jetzt auch einen Image Creator.
Der nutzt Dall-E und Office 365-Abo-Kunden haben automatisch ein Guthaben…
 2. Wie bediene ich die Programme und wie beeinflussen meine Angaben (Prompt) das Ergebnis?

Den Auftrag / die Anweisung an eine KI nennt man Prompt. Die Bildgeneratoren nutzen den Text der Anweisung, um das Bild zusammenzusetzen. Wenn man genau beschreibt, was man haben will, werden die Ergebnisse besser.

Der KI hilft es, wenn man einiges „drum herum“ schreibt, wie das Bild sein soll. Flux bietet beispielsweise eine Optimierversion für den selbst erstellten Prompt, den die KI dann fürs Generieren nutzt.

Beispiel: aus….
„Erstelle das Bild eines alten Künstlers an der Staffelei mit einem fast fertigen abstrakten Gemälde!“
wird dann:

„Ein alter Künstler steht vor einer Staffelei mit einer großen Leinwand, sein Pinsel schwebt über einem fast vollendeten abstrakten Gemälde, das in lebhaften Farben pulsiert. Die Kamera zoomt sanft heran, um die dynamischen Pinselstriche und die Textur der Farben einzufangen. Während der Maler mit konzentriertem Blick einen letzten, entscheidenden Strich setzt, tanzen Lichtreflexe über die Leinwand und verleihen der Szene eine lebendige Energie. Der Raum ist erfüllt von der kreativen Spannung des Moments, während die Farben miteinander verschmelzen und das Kunstwerk zum Leben erwecken.“

und so sieht eines der Ergebnisse aus: (Derselbe Prompt führt bei den Bildgeneratoren immer zu unterschiedlichen Bildern. Ich probiere daher einen Prompt zumeist mehrmals aus und passe ihn dann auch nach und nach an, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin).

Aber was machen gute Prompts aus? Nach meinen Erfahrungen können diese Punkte helfen:

  • Strukturierter Aufbau: Beginnen Sie mit dem Bildtyp (z.B. Zeichnung, Foto, Gemälde) und mit einem Hinweis zum Schöpfer („Verhalte Dich wie ein surrealer Künstler“) – gefolgt vom Hauptmotiv, gefolgt von Details, Umgebung und weiteren Elementen. Wichtiger Hinweis: Am besten endet man mit dem, was ich oben „drumherum“ genannt habe, mit der gewünschten Stimmung oder Atmosphäre.
  • Präzise Beschreibungen: Verwenden Sie klare, spezifische Anweisungen und vermeiden Sie vage Begriffe. Je detaillierter Ihre Beschreibung, desto besser wird das Ergebnis. Wenn Füße anders als gewollt beim ersten Ergebnis fehlen, geben Sie genaue Angaben, wie Sie die Füße sehen wollen (z.B. barfuß, Farbe der Schuhe usw)
  • Stilangaben: Fügen Sie ergänzende Informationen zum gewünschten „Style“, zum Kunststil oder gar Malweise eines Künstlers oder typisches Medium hinzu, um die visuelle Ästhetik zu steuern.
  • Kontextinformationen: Geben Sie zusätzliche Details wie Lichtverhältnisse, Tageszeit oder spezifische Umgebungen an.
  • Iteration und Verfeinerung: Experimentieren Sie mit verschiedenen Formulierungen und Variationen. Verändern Sie Ihre Prompts in Richtung Ihrer Erwartung, um die gewünschten Resultate zu erzielen. Geben Sie nicht auf, wenn das die ersten Ergebnisse in eine andere Richtung gehen

Unterstützung beim Erstellen von Prompts findet man auch softwaremäßig unterstützt: KI im Alltag

3. Warum versteht Du mich nicht? Beispiele von Bilderstellung „anders als gedacht“

Ich bin mir sicher, dass auch dieser Abschnitt über kurz oder lang sinnlos wird, weil die KI ihre Kompetenzen ausbaut und unzufriedenstellende Ergebnisse in naher Zukunft eher am Nutzer liegen als an den Programmen. Wie die ITler so sagen, bei den meisten Rechnerproblemen sitzt das Problem davor :)

Noch spuckt die KI jedoch lustige / falsche / ungewollte Ergebnisse auf eigentlich (für uns Menschen) einfach zu verstehende Anweisungen aus. Da hat der Mensch schnell mal sechs Zehen oder Finger oder es entstehen surreale Inhalte – je nach Interpretation :) Ich hab hier mal ein paar Beispiele zusammengestellt…

PromptErgebnis
Erzeuge einen Stempel-Abdruck der Worte „Freier Eintritt“. Die Schrift ist stempel-typisch unterbrochen und weiß auf schwarzem Hintergrund.  
Stelle sicher, dass die zwei Worte genau so geschrieben sind: „Freier Eintritt“
KI-Fail: Der Prompt wird nicht 1:1 umgesetzt ... hier Textprobleme
Erschaffe eine  monochrome stark abstrahierte Bleistiftzeichnung,: ein Wege-Schild aus Holz, grob gezimmert auf dem steht das Wort „Lebensziel“KI-Fail: Der Prompt wird nicht 1:1 umgesetzt ... hier Textprobleme
Erschaffe eine eindrucksvolle, monochrome Bleistiftzeichnung, eine einfache Sitzbank aus Holz in den Mittelpunkt rückt. Die Bank steht auf einem Balkon. Man erkennt die Umrisse zweier Figuren, die angedeutet und schemenhaft auf der Bank sitzen.
Die Bleistiftstriche lassen die Bank in einem sanften Wechselspiel von Licht und Schatten erstrahlen.
Entwerfe ein Bild, das eine anmutige, schlafende Frau zeigt, die komplett aus leuchtenden Bändern in verschiedenen Grau- und Weißtönen vor einem glatten, gedämpften grauen Hintergrund besteht. achten Sie darauf, dass die Frau auf der Seite liegt. Die Bänder sollten sich ineinander verschlingen und nahtlos fließen, um die Kurven und Konturen eines weiblichen Körpers zu erzeugen, der auf dem Boden liegt. Ziel ist es, Weiblichkeit und Eleganz zu betonen. KI-Fail: Der Prompt wird nicht 1:1 umgesetzt ... hier eine Frau mit zwei linken Armen


Das letzte Beispiel ist ein typisches – manche Fehler passieren eben. Während die textbasierte Künstliche Intelligenz auch fantasieren und erfinden kann, wenn sie nicht den Auftrag erhält, seine Aussagen zu überprüfen, so erfindet die KI auch beim Bildgenerieren – wie auch bei dem Bild hier links neben dem Text, bei dem (neben anderen anatomischen Auffälligkeiten) etwas zu viele Zehen zu sehen sind und die scheinen auch noch ineinander gewachsen zu sein… Letztlich aber nur eine Frage der Zeit: die Künstliche Intelligenz – Programme werden bald weniger Fehler generieren (und natürlich eine Frage der Qualität meiner Anweisungen).



4. Was hab ich davon? Neue Vorlagen für die Malerei von Thomas Brill auf www.brill-art.de

Dank freundlicher Fotografen und Models konnte ich in der Vergangenheit oft professionelle Vorlagen für meine Bild-Ideen nutzen. In der Regel nutzte ich dann zwar lediglich Bildteile oder Linien, um meine Gemälde zu erstellen, aber Fotos waren und sind eine wichtige Grundlage für meine Kompositionen.

Wundervolle Kontakte entstanden so im Laufe der Zeit und ich bin hoch dankbar, dass ich diese Menschen hab kennenlernen dürfen.

Zurzeit nutze ich KI für die Suche nach geeigneten Bildern, Perspektiven und Formen. Und diese Vorlagen-„Suche“ ist zugegeben weitaus leichtfüßiger und flotter. Ich kann in kurzer Zeit zig Wünsche und Ideen in zahlreiche mögliche Vorlagen umwandeln lassen.

Ohne Zweifel bleibt es so, dass ein Foto allein noch kein Gemälde macht. Beim Verwenden der KI braucht es oft zahlreiche Versuche und Anpassungen des Prompts, bis eine Bild-Idee gelungen ist – es bedarf einer sorgfältigen Auswahl, welche Bild-Teile sich für ein Gemälde eignen. Und ohne Zweifel bleibt es so, dass ich auch dann noch die Vorlagen anpasse und zudem aufmerksam sein muss, ob da nicht ein paar Zehen oder Brüste zu viel generiert wurden :)

Ich bin angetan von den Möglichkeit, den mir die Bildgeneratoren bieten und sehe die KI als Erweiterung des Instrumentenkastens. Eine mächtige Erweiterung zumal.

5. Wem gehört das? Urheberrecht und andere ethischen Fragen.

Die Fotografen und die gezeigten Menschen fragte ich stets nach Genehmigungen ihre Kunst und die Abbildung ihrer Person für meine Gemälde nutzen zu dürfen. Wie ist das mit einem generierten Bild? Hier ist keine real existierende Person zu sehen. Gesichtszüge und Körper setzt die KI aus unglaublich vielen zuvor „trainierten“ Bildern und Vorlagen unter Anwendung von „Fantasieren“ neu zusammen – sie zeigt nicht _eine_ bestimmte Person, sondern generiert das Bild einer neuen, nicht existierenden Form, die wir als Mensch interpretieren.

Das „Recht am eigenen Bild“ kann somit niemand geltend machen, aber wie sieht es mit dem Urheberrecht aus?

KI-generierte Bilder unterliegen in Deutschland nicht dem Urheberrecht, da das Urheberrechtsgesetz nur Werke schützt, die als persönliche geistige Schöpfungen gelten (siehe UrhG §2.2). Da KI-Systeme wie DALL-E oder Midjourney die Bilder automatisch generieren, fehlt die erforderliche menschliche schöpferische Tätigkeit.

Eine kleine Unsicherheit bleibt durch die Vielzahl an Bilderm, die für das Training der KI genutzt wurden: womöglich wurden urheberrechtlich geschützte Bildern verwendet, ohne dass die Urheber ihre Zustimmung gegeben haben oder dafür vergütet wurden.

Das oben beschriebene Urhebergesetz führt übrigens auch dazu, dass diese Bilder nach dem Generieren durch Deinen Prompt nicht automatisch Deiner Urheberschaft unterliegen. Man diskutiert noch… Einen Überblick bietet dieser Heise-Artikel. Aufwändig aufgebaute und treffend formulierte Prompts in Kombination mit der Auswahl aus zahlreichen erzeugten Versuchen könnten in Zukunft womöglich geeignet sein, dass das entstandene Werk urheberrechtlich dem Promptautor zuzurechnen.

Einer Weiterverarbeitung, die eine schöpferische Tiefe (der Fachbegriff heiß Schöpfungshöhe) erreicht, ist zurzeit Voraussetzung für ein Urheberrecht – nicht die Prompt-Erstellung oder das Nutzen der Software. Ulrike Ferch beleuchtet in ihrem Artikel „Per Prompt zum Plagiat“ in diesem Zusammenhang die urheberrechtliche Frage bei so genannten hybriden Werken (zum Artikel im Api Magazin).

Obwohl der Urheberrecht in Deutschland bei einem KI – generierten Bild nicht greift, ist es wichtig, vor der Nutzung von KI-generierten Bildern dennoch die spezifischen Lizenzbedingungen des jeweiligen KI-Systems sorgfältig zu prüfen, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

In den Nutzungsbedingungen von DALL-E überträgt etwa OpenAI den Nutzern alle Rechte, Titel und Interessen an den generierten Bildern, solange die Nutzungsbedingungen eingehalten werden. Die Bilder dürfen sowohl privat als auch kommerziell genutzt werden. Midjourney macht Unterschiede, ob der Nutzer eine kostenlose Version nutzt (dann sind die Bilder unter CC BY-NC 4.0 Lizenz, nur für nicht-kommerzielle Zwecke mit Quellenangabe) oder ein kostenpflichtiges Abonnement (Kommerzielle Nutzung bis zu einem Jahresbruttoumsatz von 1 Mio $ ohne Quellenangabe erlaubt).

Das von mir gern genutzte Flux 1 schreibt in den Geschäftbedingungen, dass Flux dem Nutzer eine eingeschränkte Lizenz zur Nutzung von Flux Bild-Generator-KI für persönliche und kommerzielle Zwecke gewährt. Diese Lizenz umfasst nicht das Recht, den Inhalt der Website ohne eine vorherige schriftliche Zustimmung zu ändern oder zu verbreiten. Die Macher führen weiter aus, dass die Bilder, die mit Flux Bild-Generator-KI erstellt werden, dem Benutzer gehören, der sie erstellt hat. Flux beansprucht kein Eigentum an von Benutzern erstellten Bildern (Quelle: Flux 1).

Wie ist das mit Quellenangabe?

Diese Angaben machen auch „Quellenangaben“ unnötig. Das Wort Quelle passt nämlich schon nicht, weil der Künstler Software nutzte, Prompts schrieb und aus den erzeugten Bildern eine Auswahl traf. Passend zu meinem Gedanken, dass der Werkzeugkasten erweitert wird, braucht man die KI dabei genau so weg zu nennen, wie ich den Hersteller der Ölfarben nenne oder bei „Bleistift auf Papier“ angebe, ob der Bleistift von Staedtler oder Faber-Castell war. Imagen, Dall-E und Flux sind halt keine Persönlichkeiten, die eine Urheberschaft begründen könnten. Sie sind Software. Sie unterscheiden sich in der Qualität so, wie es auch Ölfarben und Malgründe tun – es bleibt dem Kunstschaffenden überlassen, aus der Vielzahl der Werkzeuge seine zu wählen.

Welche rechtlichen und ethischen Fragen beim Verwenden von KI – Bildgeneratoren entstehen noch?

Neben dem Urheberrecht wirft die Nutzung von KI-Bildgeneratoren auch andere rechtliche / ethische Fragen auf, die noch nicht alle geklärt sind:

  1. Persönlichkeitsrechte und Datenschutz: Womöglich sind auch private Fotos oder urheberrechtlich geschützte Werke oder Bilder von Personen für das Training der KI genutzt worden… wenn diese aus der Datenbank für ein neues Bild genutzt werden, könnte das Ergebnis Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz verletzen.
  2. Missbrauchspotenzial: KI-generierte Bilder könnten für kriminelle Zwecke wie Betrug, Erpressung oder die Erstellung von Deepfakes missbraucht werden.
  3. Desinformation: Die Technologie erleichtert die Verbreitung von Falschinformationen durch die Erstellung täuschend echter Bilder. Ein Problem, das mit zunehmender Qualität zunehmen wird.
  4. Umweltbelastung: KI-Bildgeneratoren verbrauchen erhebliche Mengen an Energie und Wasser, was zu einer hohen Umweltbelastung führt.
  5. Transparenz und Verantwortlichkeit: Wir kennen nie die Trainingsdaten und auch nicht die Funktionsweise der KI-Modelle, was Fragen zur Verantwortlichkeit aufwirft.
  6. Fehlurteile, Vorurteile und Diskriminierung: KI-Systeme können diskriminierende Ergebnisse generieren, basierend auf den Daten, mit denen sie trainiert wurden.

Wir haben hier einiges vor uns an Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung für den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Bildgeneratoren – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. An sich ziehen diese ethischen Herausforderungen die Entwicklung klarer Richtlinien nach sich und machen eine sorgfältige Abwägung nötig, um einen verantwortungsvollen Einsatz von KI-Bildgeneratoren zu gewährleisten.

6. Das neue Ende der Malerei nach dem Ende der Malerei? Überlegungen zum Unterschied.

Tja… was bedeutet es für die Malerei mit all ihren Richtungen, dass Software Bilderwelten generieren kann, die sich sonst nur Künstler ausdachten. KI-generierte Bilder werden großen Einfluss auf diejenigen Bereiche haben, in denen das Erstellen und Verwenden von Bildern bedeutsam ist: Fotografie, Werbung, Marketing, Presse und … die Kunst.

KI eröffnet neue Ausdrucksmöglichkeiten – so sehe ich die Technologie als eine Erweiterung meines Handwerkkastens. Ich glaube nicht daran, dass KI das Ende von Malerei bedeutet.

Sie ermöglicht es mir, mit unzähligen Stilen, Techniken und Konzepten erst mal im Trockenen zu experimentieren, bevor ich an von mir gewollte Werke heranprompte und diese auswähle.

Malerei und Kunst werden weiterhin ihren Platz haben, weil sie tiefere menschliche Ausdruckskraft und Emotionen widerspiegeln – nur weil das sonstwer (oder eine Software) auch kann, wird sie nicht wertlos. Das berührt ähnliche Fragen wie die Kunstfälschung. Ein Original wird nicht automatisch dadurch wertlos, weil es wer zu fälschen weiß.

„Die Zeit, die du für deine Rose gegeben hast, sie macht deine Rose so wichtig.“ (Excupery)

Die Zeit, die man einem Werk widmet, verändert in meinen Augen etwas. Wie heißt es beim kleinen Prinzen? „Die Zeit, die du für deine Rose gegeben hast, sie macht deine Rose so wichtig.“

Ob das, was mir als Künstler wichtig wurde, dann auch beim Betrachter wirkt, ist ne andere Frage.
Aber vielleicht stimmt ja so ein bisschen was von dem esoterischen Gedanken, dass die Energie und Intention des Künstlers in das Werk einfließen. Die Zeit und Hingabe, die ein Künstler in sein Bild investiert, könnten dann dessen Wert und Bedeutung erhöhen. Der Psychologe Carl Gustav Jung vertrat etwa den Gedanken, dass der Wert und die Bedeutung von Dingen durch die Zeit und Aufmerksamkeit, die man ihnen widmet, steigern können. In seiner Theorie des „individuellen Prozesses“ beschreibt er, wie die tiefe Auseinandersetzung mit einem Thema oder Objekt das persönliche Wachstum fördert und diesem eine tiefere Bedeutung verleiht (Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3).

Auch in asiatischen Philosophien ähnliche Vorstellungen. Zen-Lehrer betonen etwa, dass durch die kontinuierliche Praxis und Hingabe – wie zum Beispiel das Streichen von Pinselstrichen oder das Üben einer bestimmten Tätigkeit – eine tiefe Verbindung zwischen dem Praktizierenden und dem Werk entsteht. Zeit und Wiederholung führen durch Beharrlichkeit zum Ziel. Diese Praxis kann das Ergebnis und den Wert des Werkes steigern.

Ein handwerklich gefertigtes Kunstwerk trägt aufgrund der direkten, persönlichen Beteiligung des Künstlers mehr von dessen „Essenz“ in sich, glaube ich. Die Zeit, die ein Künstler in den kreativen Prozess investiert, sehe ich als eine Art spirituelle Energie, und ich glaube mal frech daran, dass sich diese auch im Werk manifestiert. Bei einem KI-generierten Bild bleibt diese tiefere, persönliche Verbindung erstmal eher technisch und oberflächlich, doch die Idee, dass der Künstler durch den kreativen Input mit der KI in Verbindung tritt, könnte auch hier eine neue Form von Wert und Bedeutung schaffen. Ich bin gespannt :)